Freitag, 28. Oktober 2016

Im Norden von Yunnan (9.-14.10.)


Von Chengdu fliege ich nach Lijiang, einer malerischen, aber leider auch schon sehr touristisch gewordenen Stadt im Norden Yunnans. 
Yunnan ist die Provinz im Südwesten von China, die an Myanmar und Laos im Süden und innerhalb Chinas an Tibet und Sichuan grenzt. D.h.: im Norden hohe ganzjährig schneebedeckte Berge und im Süden subtropisches Klima, bewohnt von unzähligen unterschiedlichen ethnischen Minderheiten, die alle eigene Kultur und Sprache haben.

Dass ich in Lijiang wieder auf 2.600m Seehöhe bin, merke ich recht schnell, als ich mit meinen in Summe ca 16kg Gepäck beladen zum Hostel auf einem Hügel raufschnaufe...
Die Stadt lädt wirklich zum Herumschlendern ein, aber es ist halt alles auf chinesische Touristen getrimmt. Eintritt in die "Altstadt" kostet umgerechnet 11 EUR, ein Souvenirladen und Trommelgeschäft mit lautem China-Pop neben dem anderen (und alle ziemlich gleich...). Highlight für mich war eine Tanzaufführung von Naxi-Frauen am zentralen Platz. (Naxi sind eine der ethnischen Minderheiten in Yunnan)






Ein Nachmittag in Disney-Lijiang reicht mir für's Erste - am nächsten Morgen breche ich Richtung Tiger Leaping Gorge auf, der (angeblich) weltweit tiefsten Schlucht.
Im Touri-Bus dorthin lerne ich einen Kanadier, einen Koreaner und einen Italiener kennen, mit denen ich die kommende zwei Tage gemeinsam wandere. Gottseidank - denn allein hätte mir das - zumindest am ersten Tag - wenig Spaß gemacht, denn es geht lang und steil bergauf, die Luft ist feucht-warm und die Aussicht - noch! - wenig berauschend: typisch China, es wird lautstark gebaut - Häuser, Strassen, etc... Übernachtet wird in einem Guesthouse unterwegs und am zweiten Tag präsentiert sich die Schlucht in ihrer ganzen Pracht:





Meine nächste Station ist ein Ort mit klingendem Namen: Shangri La (oder wie der Chinese sagt: "Shangarilla" 😉)
James Hilton beschreibt in seinem Buch "Lost Horizon" Shangri La als geheimnisumwobenen Ort der ewigen Jugend, an dem die Leute 150 Jahre alt werden, und irgendwie hatte mich das Buch schon vor Jahren so fasziniert, dass ich einfach hierher musste, obwohl das ja nur eine erfundene Geschichte war, und chinesische Touristiker einem kleinen Ort in der wunderschönen Landschaft der osttibetischen Bergen einen mythischen Namen geben wollten 😉
In den zwei Nächten in Shangri La hab ich mich jedenfalls ein paar Mal gefragt, warum ich auch jedem irgendwo mal gelesenen Gschichtl nachrennen muss, denn es war bitterkalt, immer bedeckt und regnerisch. Die berühmte landschaftliche Schönheit dieser Gegend konnte ich also leider nur erahnen....
Immerhin konnte ich eine der weltgrößten Gebetsmühlen besichtigen:

Und es gab eine weitere für mich neue Erfahrung: die knapp 4stündige Fahrt mit einem öffentlichen Kleinbus zu den Kalksinterterrassen von Baishuitai.
Der Bus hatte 18 Passagiersitze, aber schon bald wurden Holzschemel hervorgeholt, sodass zeitweise 28 Leute an Bord waren. Und es wurden auch sonst noch jede Menge Baumaterialien, Pumpen, Motoren und Taschen mit unbekanntem Inhalt auf das Dach geladen. Und dann wurde im Bus geraucht was das Zeug hält - das riesige "no smoking" Zeichen wurde sowohl vom Busfahrer als auch von sämtlichen männlichen Passagieren ignoriert. Und so ging's über schmale Straßen kurvig über die Berge, und der Packen Plastiksäcke für den Notfall hing nicht umsonst im Bus 😉

Beim Wandern über die Terrassen machte mir leider der Regen einen kleinen Strich durch die Rechnung... Die Fotos sind halt a bissl grau-in-grau:


Auch hier war wieder alles eine Baustelle: es wird groß für den Tourismus ausgebaut - Walkways, Plattformen etc...  Obwohl es jetzt schon an vielen touristischen Orten so überlaufen ist wird das in ein paar Jahren vermutlich überall noch viel schlimmer sein.

Shangri La wurde - vermutlich umständehalber - nicht mein Freund, also zurück nach Lijiang, wo es noch hübsche umliegende Dörfer zu besuchen gibt.
Und endlich treffe ich Sadama, Ingrids quasi-Patentochter, eine 27-jährige Mosuo (mehr darüber im Lugu Hu Blog-Beitrag!)
Wir lassen es uns gleich mal mit Naxi-Essen, Fussmassage und Gin Tonic gutgehen und meinen Aufenthalt in Lijiang gemütlich ausklingen.

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