Die Fahrt erscheint mir eeeendlos: ab ca 8:00 steht der Zug erst 3 Stunden in der mongolischen Grenzstadt, fährt dann die paar Kilometer ins chinesische Erlian, wo dann die Einreiseformalitäten abgewickelt werden (sehr schnell und unkompliziert). Dann geht's ab in die Werkstatt: Spurweite des Zugs umstellen, wir verlassen ja jetzt das “russische Netz“. Und die Uhr wird auch noch eine Stunde zurückgestellt, da China keine Sommerzeit hat.
(apropos Sommerzeit: es ist mittlerweile ziemlich warm geworden -besonders angenehm in einem stehenden Zug ohne Klimaanlage ;-) gut, daran werde ich mich wahrscheinlich gewöhnen müssen, aber der Temperatur-Unterschied in den letzten Tagen war nicht wenig!)
Nach ca 7 Stunden an der Grenze geht's endlich weiter durch die chinesische Provinz Innere Mongolei. Die Landschaft bleibt erst unverändert: Wüste, mittendrin ein riesiger Windparks,
und allmählich wird's etwas grüner und hügeliger.
Bei der Ankunft in Hohhot habe ich das Gefühl, dass es mich schlagartig mindestens 50 Jahre in die Zukunft katapultiert: raus aus einem 60er Jahre Russen-Waggon rein in einen Bahnhof, der aussieht und funktioniert wie ein Großstadt-Flughafen!!!
Jaaaa, und dann gönne ich mir ja in Hohhot zum ersten Mal seit meiner Abreise vor mittlerweile über 8 Wochen eine richtig niveauvolle Unterkunft - wie in meinem früheren Business-Kasper-Leben ;-)
Nicht weit von hier liegt ja das historische Xanadu, der Endpunkt von Marco Polo's Reise, ein “ultimate pleasure place“, und genau so fühlt es sich hier gerade auch für mich an!! :-)
Nach ausgiebiger Nutzung eines himmlischen Betts, meiner eigenen Plansch-Oase und eines feudalen Frühstücksbuffets folgen die administrativen Dinge für meine weitere China-Reise: Geld besorgen, Zugtickets holen, SIM Karte für's Handy kaufen, weitere Unterkünfte buchen. Alles absolut problemlos, ausser dem Zugang zu meinem gmx-Konto (seeehr mühsam). Daran hätte ich auch früher denken können, dass die chinesische Zensur unter anderem sämtliche Google-Produkte (inklusive Maps, Google Player, Blogger, etc) nicht so mag... Da somit auf meinem Android Smartphone ausser Whatsapp und manchmal mailen fast gar nichts mehr geht, muss also auch ein kostenpflichtiges VPN her.
Am Nachmittag besichtige ich, was es in Hohhot zu sehen gibt: es ist eine interessante Mischung aus (Han-)chinesischer, mongolischer und islamischer Kultur. Ganz so schlimm wie man mir diese Stadt beschrieben hatte, ist sie bei Weitem nicht, aber ein Tag ist auch ausreichend, um sich umzusehen.
Grosse Moschee und Islamisches Viertel:
Wuta Pagode, Da Zhao Kloster und Stadtpark:
Und am Abend nehm ich den Nachtzug weiter nach Xi'An.