Donnerstag, 16. Juni 2016

Mongolei Roadtrip (23.5. - 16.6.)

“Die Mongolei ist ein Traum“ hatte mir Eva vor meiner Reise vorgeschwärmt, und das ist wirklich die treffendste Kurzbeschreibung! ... mit allen Facetten, die Träume so haben können! ;-)

25 Tage waren wir quer durch das Land unterwegs, von Ulan Bator zuerst Richtung Süden in die Wüste Gobi, dann in die Mitte und in den Norden des Landes (an den Südrand der sibirischen Taiga), dann in den Westen, wo im Altai-Gebirge mit seinen 4000ern das Dreiländereck mit Russland und China liegt, und dann auf einer anderen Route wieder zurück nach Ulan Bator, in Summe 6.150 km.
“Wir“, das waren Fahrer Batscha, Koch Mogi, Ursula und ich, in einem Toyota Landcruiser (...mit jeder Menge Proviant, Wasser, Camping-Ausrüstung und Gepäck von 4 Personen)

Anfangs war mir ja noch nicht ganz klar, warum zwei Personen (Fahrer UND Koch) notwendig sind, doch im weiteren Verlauf wurde es klarer ;-)

Überland-Fahrten in der Mongolei sind ein Erlebnis der besonderen Art: die asphaltierten Straßen machen nur einen sehr sehr kleinen Teil des Streckennetzes aus, der meiste Teil sind (mehr oder weniger befestigte) Schotterpisten (im besseren Fall), Fahrwege über Gras- bzw Grobsand-Land, oder es wird einfach quer durch Gras, Kies oder durch den Sand gefahren.



Besonders spannend waren immer die Flussquerungen, speziell da momentan die Schneeschmelze voll im Gange ist. Da kann man schon mal hängen bleiben...

Tja, und uns hat's auch einmal erwischt: als die ca 30cm dicke Eisschicht unter der Wiese nachgegeben hat, war vorerst “Schluss mit lustig“ - vor allem für Batscha und Mogi, die 4 1/2 Stunden lang das Auto wieder ausgraben mussten... (-> Mitgrund für den weiteren Beifahrer ;-) )


Die Übernachtungen waren teils in Jurtencamps und teils im Zelt, oder im Notfall in der Jurte einer Nomadenfamilie, die dann vor lauter Gastfreundschaft kurzerhand zu den Nachbarn schlafen geht :-)


So hatten wir die Möglichkeit, das Leben der Mongolen am Land kennenzulernen, die ja fast ausschließlich als Nomaden und von ihrem Vieh (Schafe, Ziegen, Yaks, Kamele, Pferde) leben.
Den bei jedem Besuch sofort offerierte Milchtee zu trinken und die in Fett herausgebackene Brötchen und die getrockneten Käselaibchen zu essen kostete mich zwar immer ziemliche Überwindung, aber so ein frisch gemachtes Ziegenjoghurt oder frische Yakbutter sind schon was Feines!



Wenn ich schon beim Thema Essen bin: für meinen Geschmackssinn ist dieses Land eine ziemliche Herausforderung: typisch mongolischen Essen beinhaltet immer irgendwelche nicht näher definierbaren Tierleichenteile - meist von Schaf oder Ziege, oft aus der Dose (riecht dann ungefähr so wie Hundefutter), getrocknet, oder sonst irgendwie tagelang ohne Kühlung offen gelagert. Dank Mogi's Gaskocher-Kochkünsten gab's aber für uns dann Reis oder Nudeln mit Kartoffeln und Kraut oder Kraut, Kartoffeln und Karotte mit Nudeln oder zur Abwechslung auch mal Kartoffeln und Kraut mit Karotte und Reis, und dazu Krautsalat. ;-)
Na, so schlimm war's dann doch nicht, denn es war alles unter diesen Gegebenheiten (Gaskocher im Wurfzelt oder im Kofferraum) bestmöglich mit viel Liebe und gut gewürzt zubereitet, und mehr halbwegs vernünftige frische (nicht irgendwie zu Tode verarbeitete) Lebensmittel gibt's hier am Land einfach nicht. (oh, ich hätte fast den Tomaten-Gurken-Salat mit Mayonaise vergessen!) Und wenn es die Zeit erlaubte, kamen meine persönlichen  kulinarischen Highlights auf den Teller: die mongolischen Teigtaschen (Buuz) - für mich extra ohne Fleisch :-)

Und das Frühstück war sowieso immer 1a, immer mit einem Ei-Gericht und “Edeka Gut und Günstig“ Marmelade, Nuss-Nougat-Aufstrich und Keksen aus Deutschland, Woerle Plastikkäse aus Salzburg, Rama aus Russland etc. :-)

Ich habe in den letzten Wochen viel über die (also: meine) Bedürfnisse nachgedacht: Vor einiger Zeit hab ich mal irgendwo auf Facebook die erweiterte, auf unsere Multimedia-Welt angepasste  Version der Maslowschen Bedürfnispyramide gesehen, wo unter der ersten Stufe “Erfüllung der primären Bedürfnisse“ (Essen!) noch zwei Stufen kommen, und zwar “Strom“ und “WLAN“. Damals habe ich darüber noch amüsiert gelächelt, aber nun seh ich einiges anders....

Smartphone (va zum Fotografieren), GPS-Uhr und Mini-Tablet (das ich zum Lesen - u.a. und v.a. der Reiseführer! - , Schreiben etc brauche) wollen geladen werden, und WIE OFT, das fällt einem erst auf, wenn man nur alle 4-7 Tage eine Steckdose sieht, die dann aber auch gleich mehrere Personen nutzen wollen bzw die irgendwo in einem öffentlichen Bereich ist, wo man seine Geräte nicht unbedingt über längere Zeit  unbeaufsichtigt lassen will. (jaaaa, EINE Steckdose!) Mit der Zeit hatten wir auch das abwechselnde Laden im Auto heraussen, durch Abstimmung, wer gerade “darf“, welcher Stecker durch das Gerüttel auch tatsächlich länger als 5 Minuten angesteckt blieb, und wann Musik gehört werden wollte (die lief nämlich auch über den 12V Anschluss)
Ähnlich ist es mit Handyempfang und noch schlimmer: Internet!!! Wenn der Empfang gerade noch reicht, dass du ein unerwartetes Minus am Girokonto bemerkst, vor der Ursachenergründung und Behebung desselben aber der Internetzugang für unbestimmte Zeit wieder nicht möglich ist, liegen schon mal die Nerven blank...
Doch ich habe großes Glück, nämlich die beste Schwester der Welt, die mir während meines Internet-Entzugs perfekt den Rücken frei gehalten hat. (... Und auch sonst mit vielen Dingen, die zuhause zurzeit zu erledigen sind...) Liebe Alice, nochmals vielen herzlichen Dank für alles!! :-*

In der Gobi war auch die Verfügbarkeit von Wasser ein Thema: da muss man schon mal eine Zeitlang herumfahren bis man einen Brunnen findet: sich waschen zu können wird zum Luxus. (Und ich meine KEINE Warmwasser-Ganzkörperdusche ;-) )

So war dieser Trip für mich wieder mal
... ein perfekter Anstoß wertzuschätzen, wie gut es uns in Österreich geht hinsichtlich der ständigen Verfügbarkeit von (noch dazu trinkbarem!!!) Fliesswasser, frischen Lebensmitteln nach Wahl - in Hülle und Fülle und in bester Qualität, ausgebauten Straßen, Strom aus allgegenwärtigen Steckdosen und Mobilfunkempfang inklusive bester 4G Datenqualität.
... ein Fingerzeig (mit dem Holzhammer) wie abhängig ich eigentlich schon vom Internet bin, vom e-Banking über Organisation meiner weiteren Reise bis zum Kommunizieren mit zu Hause,
... Und ein Impuls darüber nachzudenken, inwieweit das alles (bzw was wirklich) schlussendlich wichtig ist.

Ja, und interessanterweise gewöhnt man sich recht schnell an vieles, und am Ende sind diese ganzen o.g. materiellen “Entbehrungen“ (zugegebermaßen ja nur für kurze Zeit) auch wirklich zweitrangig: weit, weit darüber steht für mich ganz eindeutig die Dankbarkeit und Freude über all die wunderbaren Erlebnisse und Eindrücke in diesem Land: die atemberaubend schönen Landschaften und die Tier- und Pflanzenwelt, diese endlos erscheinende Weite, über die vor meinem geistigen Auge Chinggis Khans Goldene Horde galoppiert, die Freiheit, sein Zelt einfach dort aufschlagen zu dürfen, wo man will und wo es am schönsten ist,



... und dafür, das Leben und die Gastfreundlichkeit in dieser so anderen Kultur erlebt (und erschmeckt, und errochen) zu haben.







...weitere Details in den weiteren Posts über die besuchten Gebiete!!!! :-)



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