Von Westtibet nach Kashgar im äussersten Westen Chinas (im Grenzgebiet zu Pakistan und Kirgisistan) wäre es ja eigentlich kein allzu langer Weg über das Kunlun Gebirge gewesen, nur logistisch leider für mich als alleinreisender Alien so gut wie unmöglich bzw unerschwinglich...
Also das heißt: mit dem Gruppenbus 3 Tage lang zurück nach Lhasa, dann mit dem Zug 22 Stunden zurück nach Xining, von dort 14 Stunden mit dem Nachtzug nach Urumqi, und dann 16 Stunden mit dem Nachtzug nach Kashgar.
Der Plan hat immerhin auch seine Vorteile: erstens den 5050m hohen Tanggula-Pass bei Tag zu passieren, zweitens mir doch noch das absolut sehenswerte "Museum of Tibetan Medicine and Culture" in Xining (mit der mit 618m längsten Thangka der Welt) anschauen zu können,
und drittens in Urumqi schon mal die Möglichkeiten für meine für 25./26.7. geplante Weiterreise nach Kasachstan abklopfen zu können.
Bis hin zur Abfahrt von Xining läuft zunächst alles perfekt, nur dann beginnt es zu haken: alle Züge - ua mein Nachtzug - nach Urumqi werden kurzfristig - angeblich aufgrund Unpassierbarkeit der Strecke (kein Wunder bei dem Starkregen...) - ersatzlos gestrichen. Es folgt ein Riesentumult an den Ticketschaltern (inkl Polizeiintervention) für Erstattung bzw Umbuchung auf Züge am nächsten Tag, von denen keiner weiss, ob sie fahren werden oder nicht...
Mein Riesenglück in der ganzen Misere: zwei chinesische Touristinnen sprechen mich an und stehen mir mit einer unglaublichen Hilfsbereitschaft zur Seite: mit meinem 20-Wörter-Chinesisch wäre ich ja völlig aufgeschmissen gewesen... und so wird es am Ende noch ein richtig netter Abend mit wirklich authentischem Essen (Kebab=Spiesschen-Barbecue) gemeinsam mit Einheimischen in der Altstadt in Xining.
Und am nächsten Morgen gibt es noch ein für mich neues Erlebnis: die Fahrt in der 1. Klasse (...den Luxus gönne ich mir in Anbetracht des Ansturms auf Tickets an diesem Tag!!) eines chinesischen Railjet-Pendants, der statt den 14 Stunden mit dem Nachtzug nur 9 Stunden nach Urumqi braucht.
Auf der Fahrt passiere ich zwei weitere geographische Besonderheiten: die Depression um Turpan, die auf -154m unter dem Meeresspiegel liegt. (Nb: vor einer Woche war ich noch auf 5630m!!!) und Urumqi, denjenigen Ort der Erde, der am weitesten von einem Meer entfernt ist - jetzt bin ich also wirklich im Zentrum dieses Riesen-Kontinents angelangt!
Und auch sonst sieht's hier in der westlichsten Provinz Chinas Xinjiang schon recht zentralasiatisch aus: überall Aufschriften in Chinesisch und Arabisch, die Gesichter nur mehr vereinzelt Han-chinesisch, denn hier ist das Kernland der Uighuren, der Bahnhof Urumqi nicht mehr modern-elegant-sauber, sondern so:
und der Hard-Sleeper Liegewagen nach Kashgar ist so unmittelbar nach 1.Klasse Schnellzug anfangs etwas herb...
Doch wie schon so oft auf dieser Reise in China erlebt: lauter höfliche und freundliche junge Leute.
So tuckere ich zwischen Taklamakan Wüste und Tian Shan Gebirge Richtung Kashgar.
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