Sonntag, 22. Mai 2016

Ulan Bator (21. - 23.5.)

Ulan Bator empfängt uns mit Sonnenschein, aber nur 2 Grad, frisch, frisch!
Nach Beziehen der Jurte auf dem Dach von Gana's Guesthouse

und einem Frühstück geht's erstmal zur “Money Changer Street“ und dann mit den frisch erworbenen Tugriks Richtung Hauptplatz, der hier anscheinend abwechselnd “Sukhbatar Square“ und “Chinggis Khan Square“ genannt wird.
Es ist jede Menge los, und wir beobachten wie sich eine Art Prozession formiert, mit buddhistischen Mönchen und Prozessionswagen mit Buddhastatuen und Kindern in traditioneller Tracht. Eine junge Frau kommt zu uns her, fragt woher wir kommen, heisst uns in der Mongolei willkommen und erklärt, dass heute Buddha's Geburtstag ist und lädt uns ein, der Prozession durch die Stadt bis zum Gandan Kloster zu folgen. Ein unglaublicher Glücksfall, denn so erleben wir Folklore-Darbietungen “in echt“ und kommen gleich zum Gandan Kloster das sowieso auf der Sightseeing-Liste war! :-)






An Sehenswürdigkeiten ist aus meiner Sicht in UB ansonsten eigentlich nur das Geschichtsmuseum wirklich nennenswert. Schon interessant, dass aus diesem Gebiet hier zB die Hunnen bis nach Mitteleuropa kamen, die Turkvölker bis ans Mittelmeer, und wie riesig das Reich Chinggis Khans war (auch im Vergleich zu den historischen Großreichen, die wir so kennen, wie dem von Alexander dem Großen oder dem Römischen Reich. Da gelten  andere Maßstäbe, und es ist für einen Europäer auch ganz gut, die Welt und die Geschichte mal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen.


Zurück ins aktuelle UB: wie in allen Reiseführern beschrieben ist die Stadt eine Mischung aus Plattenbauten, ein paar auch recht neuen repräsentativen Gebäuden und einigen funkelnden neuen Hochhäusern. Für mich eine Mischung aus China, a bissl Mexiko mit etwas Indien in den Seitenstraßen und vielen koreanischen Restaurants, Friseuren, Geschäften, etc.

Auffallende Dinge im Straßenbild: doch einige Leute in traditioneller Tracht, viele Karaoke-Bars, wenig Respekt vor roten Ampeln und ca. 90% der Autos sind Toyotas, der Rest andere Asiaten.

Und was wäre so eine Stadt ohne den Markt? ;-)



Naja, 2 Tage hier sind auf jeden Fall genug, und drum geht's morgen für 25 Tage mit Jeep und Zelt ins Land hinaus, zuerst Richtung Wüste Gobi, dann ganz in den Westen ins Altai-Gebirge. Ich bin gespannt, wie's wird und verabschiede mich jetzt mal für einige Zeit von Internet & Co! :-)


Von Irkutsk nach Ulan Bator (19.5. - 21.5.)

1121 km sind es von Irkutsk bis Ulan Bator, in Bahn-Zeiteinheiten: 32 Stunden, sprich einen Tag und zwei Nächte im Zug, davon in Summe rund 7 Stunden Stehzeit vor und nach der russisch-mongolischen Grenze....


Mit dem Zug selbst haben wir erstmal großes Glück: eine sehr neue Garnitur und weniger als halb besetzt, also richtiges Eisenbahn-Wellness! :-)
Einziger Wermutstropfen: wir fahren abends ab und somit bei Dunkelheit am angeblich landschaftlich sehr schönen Südufer des Baikalsees vorbei. Dafür präsentiert sich aber beim Aufwachen kurz nach Ulan Ude die Landschaft von ihrer prächtigsten Seite - wieder einmal einfach traumhaft, und wieder anders als alles davor auf dieser Reise.

 

Und: der Zug hat nun hinten ein paar Waggons weniger und vorne tatsächlich eine Diesel-Lok!!!


Und so wird man gemütlich durch die sanfthügelige Graslandschaft, an etlichen Flüssen und Seen vorbei Richtung Süden geschaukelt.

Gegen 13:00 Ortszeit kommt der Zug in Naushki, dem russischen Grenzort, an. Waggons werden ab-/bzw umgehängt, schlussendlich bleibt unserer mutterseelenallein stehen.


Für über 3 Stunden.... Zeit um das letzte russische Dorf zu erkunden und Essen zu kaufen, Cafe oder gar Restaurant gibt's hier keines.


Kurz nach 16:00 russische Pass- und Zollkontrolle, hier wird noch ordentlich geamtshandelt (oder amtsgehandelt?) ;-) Es vergeht jedenfalls nochmal mindestens eine Stunde bevor unser einsamer Waggon in die Mongolei rollt.
Nach ein paar Kilometer wieder Stopp, draussen mongolisches Militär. (mittlerweile sind's fast 5 Stunden seit Ankunft an der Grenze)
Nach einer Viertelstunde Fahrt sind wir in Sukhbataar, der mongolischen Grenzstadt, wo nun die Pass- und Zollkontrolle seitens der Mongolei erfolgt, und die Uhr nochmal eine Stunde vor gestellt wird. (es sind jetzt 7 Stunden Zeitverschiebung).
Und der erste Spaziergang in der Stadt ist wieder mal spannend:


Nach knapp drei Stunden geht's eeeendlich weiter (unser vereinsamter russischer Waggon wurde mittlerweile an einen mongolischen Personenzug dran gehängt). Über die Nacht fahren wir die 400 km bis Ulan Bator, wo wir um 7:00 früh ankommen.

Samstag, 21. Mai 2016

beim Friseur in Irkutsk und Abreise Richtung Mongolei (19.5.)

Mein persönliches Resumee nach 28 Tagen Russland:
Russland ist riesengroß und kann auch heimelig klein sein, es ist superreich glitzernd und zugleich trostlos bettelarm, prachtvoll gepflegt und verwahrlost verfallen, hart und weich, abweisend und liebevoll-freundlich, voller Großstädte, die wie Oasen zwischen Tausenden Kilometern von unendlich weiten naturbelassenen Landschaften liegen, und man stoßt auf Schritt und Tritt auf Geschichte - ruhmreiche und oft auch ziemlich traurige.
Und: mit nur ein paar Rubel in der Tasche ist jedes einzelne Essen ein kulinarisches Highlight, von den verschiedensten Frühstücksgerichten über salzig eingelegtes Gemüse, geräucherten Fisch bis zu Piroschki, Pelmeni etc, die ausgezeichneten Kuchen und Torten und auch für Österreicher durchaus genießbaren Kaffee nicht zu vergessen!

An alle, die Russland nur von Arbeitseinsätzen her kennen (zB meine geschätztenen Ex-Arbeitskollegen ;-) ): schon klar, dass diese meine Sicht als Urlauberin etwas ins Positive verschoben ist - ist einfach so, wenn man nur umhängen kann, und zwar dort, wo man selbst will und nicht in irgendwelchen Industrievierteln! ;-)

Aus meiner Urlauber-Sicht war's jedenfalls eine ganz tolle Erfahrung, einfach eine Reise wert! :-) ... eigentlich mehr als EINE, denn wenn ich andere Leute schwärmen höre, zB über Georgien, die Krim, das russische Altai-Gebirge, Flussfahrten in Sibirien Richtung Norden, etc, da kommen schon wieder neue Ideen auf! ;-)

Und alles wäre wahrscheinlich nicht so schön gewesen, hätten mir nicht 2 Damen nicht bei der Vorbereitung sehr geholfen: Doris Knop mit den ganzen Zugtickets, Hostelempfehlungen, Gastfamilie etc, und Irina Abramova mit meinen Russisch-Kenntnissen (im Fast-Track-Verfahren) und dem Verständnis für so manch russische Eigenart, wodurch ich vieles hier besser verstehen und intensiver erleben konnte. Danke!!!

Jaaaa, und zum Abschluss war ich in Irkutsk ja noch beim Herrenfriseur.
Liebe Irina: ich hab tatsächlich die 3 парикмахер gefunden, es waren wirklich 3 Friseure in dem Laden!! :-) Für alle, die den Weg von ein paar Tausend Kilometern für einen Friseurbesuch in Irkutsk auf sich nehmen wollen: schräg links gegenüber vom Bahnhof ist dieser absolut geniale Laden mit Charlie-Chaplin in Bild und Elvis-Presley in Ton :-)
Und schneiden können sie auch super - das Ganze um heisse 300 Rubel (ca 4 EUR)!!




Freitag, 20. Mai 2016

Olchon / Baikalsee (15.5.-19.5.)

Mit einem Minibus fahren wir am Sonntag Morgen von Irkutsk auf die Insel Olchon. Die Strasse ist zunächst ganz gut, wird dann aber immer “ruggeliger“, und ein Teilstück von Geschichte geschätzten 50km Kilometern ist überhaupt nur Schotterpiste. Die Landschaft ist eine sanfthügelige Steppe, mit Herden von Kühen bzw Pferden, die manchmal auch die Straße queren wollen :-)
Dann endlich der Baikalsee: tiefblau, umgeben von grasbedeckter Hügellandschaft und im Hintergrund schneebedeckte Berge -“Kitsch, komm raus, du bist umzingelt!!!“ :-)


Die Wartezeit an der Fähre nutzen wir, um für noch bessere Rundum-Sicht auf eine kleine Anhöhe zu wandern bzw um den Massen von Chinesen zu entkommen, die auch auf die Fähre warten. Wie sich später noch herausstellt ist Olchon offenbar ein beliebtes Urlaubsziel für die süd(öst)lichen Nachbarn.
Nach einer weiteren Stunde Fahrt über nunmehr ausschließlich Lehm-/Schotterpiste sind wir in Khushir, dem Hauptdorf, und beziehen ein wunderbar nach Holz duftendes Zimmer im “Minihotel Baikal“.

Nach der 7-stündigen Rüttelei schmeckt so ein Gösser-Bier am Strand! :-)

Noch ein paar beeindruckende Daten: Der Baikalsee enthält ein Fünftel (!!!) des Süßwassers unseres Planeten, das ganze in bester Trinkqualität und so glasklar, dass Taucher angeblich einen Vertigo bekommen, und ist über 1.600m tief!!! ... und soooooo wunderschön!

Am Montag gibt's einen Ausflug ans Nordkap der Insel, mit etlichen Fotostopps und einem vorzüglichen Picknick mit Fisch (Omul!), Kartoffeln, бутерброды, Kuchen und чай.
Transportmittel ist ein UAZ Minibus - also vor diesen Fahrzeugen zieh ich echt nur mehr den Hut, über solche Wege muss man erst mal kommen!!! Sowas “derfahr“ ich ja tw nicht mal mit dem Mountainbike!






Mit uns an Bord noch drei nette junge Russen aus Perm, die versuchen, auch uns die Erklärungen des Fahrers verständlich zu machen ;-) (... hat vielleicht auch geholfen, dass ich früher schon mal in Perm war, was sie einigermaßen erstaunt bzw gefreut hat. So ein “Alpla-Vorleben“ bringt tatsächlich gewisse Vorteile mit sich! ;-) )

Am Abend hinter dem Hotel:

Auf der Insel gibt es etliche “magische Stellen“ der burjatischen Schamanen, und wenn man dort eine Schleife an einen Baum oder Totem bindet, darf man sich etwas wünschen.

Am Dienstag Ausflug auf die Südseite der Insel. Leider ist es stark bedeckt, und die Fotos werden nicht mehr ganz so schön.


Der Mittwoch, der “Tag zur freien Verfügung“ beginnt verregnet, Zeit zum Blog schreiben! ;-) NOCH geht's, bevor es dann ab in die Mongolei geht! ;-)
Pünktlich um 16:00 wie vorhergesagt hört es auf zu regnen und es gibt noch super Licht zum fotografieren.
Und Khushir ist so ein richtiges Wild-Ost-Dorf, wo die Hauptstraße furchtbar staubt, wenn's trocken ist, und schlammig ist, wenn's regnet... ;-)
 





Der Abschied von Olchon am Donnerstag Morgen fällt fast a bissl schwer, es ist einfach eine wunderschöne Gegend hier.....


Montag, 16. Mai 2016

Irkutsk (12.5. - 14.5.)

Für Irkutsk hab ich mir eigentlich im Vorhinein gar nichts Spezielles bzgl Sightseeing vorgenommen, einfach nur die Atmosphäre des angeblichen “Paris des Ostens“ aufnehmen und relaxen (“lei lafn losn“ :-) ).

Irkutsk hat ein bisschen “Wild-Ost“-Feeling, mit seiner Geschichte als Knotenpunkt am Weg von Moskau (immerhin 5185km bzw 5 Zeitzonen entfernt) an den Pazifik, in die Mongolei und nach China, und dann natürlich als beliebter Verbannungsort der jeweiligen Regimekritiker. Die Stadt tickt ganz anders als alle bisher in Russland erlebten: Zebrastreifen ignorieren die Autofahrer zumeist (interessanterweise sind auch viele Rechtslenker-Fahrzeuge unterwegs), dafür sind aber die Leute ausserhalb der Blechkisten viel freundlicher bzw irgendwie herzlicher und wirken lustiger und weniger deprimiert als weiter westlich von hier. Und: die Gesichter werden schon “asiatischer“, der burjatische Einschlag!

Die Museen und “ausgeschilderten Sehenswürdigkeiten“ lasse ich hier komplett aussen vor und genieße einfach die Atmosphäre hier, zuerst einen Tag alleine, und dann noch zwei mit Ursula, die mittlerweile per Flugzeug angekommen ist und ein super Auge für die vielen kleinen sehenswerten Dinge hat.

Es gibt viele alte Holzhäuser mit aufwändigen Verzierungen und schön bunt gestaltet, die meisten davon irgendwie schief durch das ewige Wechselspiel von Eis und Tauwetter (sprich: sumpfigem Untergrund), und auch wieder einige halbverfallene. Generell gibt's auch hier wieder viele Ruinen von Wohnhäusern und Fabriken mitten in der Stadt.










Eines der Highlights ist jedenfalls der Besuch des sehr beeindruckenden Marktes, zu dem wir ja gar nie gekommen wären, wenn ich nicht auf der Suche nach einer Lösung für meine defekte Kofferrolle wäre: die besten Geschichten sind tatsächlich die, wenn etwas nicht ganz so läuft wie geplant :-) ;-)







Nach den 3 Tagen in Irkutsk geht's dann als Nächstes auf die Insel Olchon im Baikalsee, aber das ist eine andere Geschichte....
Als “Cliffhanger“ noch Fotos von der Fahrt dorthin! ;-)