Am Sonntag Mittag Ortszeit (10:00 Moskau Zeit) fährt mein Zug ab Richtung Osten, 43 Stunden bzw 2505km (und 3 Zeitzonen) sind es bis Taischet.
Eine sehr entspannte Zeit: herrlich - man kann den ganzen Tag im Bett liegenbleiben, lesen, essen, Tee trinken und einfach nur aus dem Fenster schauen: die ewig gleiche Taiga sieht in unterschiedlichem Tageslicht doch immer wieder anders aus. Zwischen den Birkenwäldern sind's nun auch immer wieder endlos weite flache bzw ganz leicht hügelige Steppenlandschaften, und viiiel Wasser - die Schneeschmelze ist in vollem Gange, in Nordsibirien hat's laut meinen Abteilgenossen noch -20 Grad, da kommt also noch einiges wenn es jetzt dann wärmer wird.
Die Bahnstrecke ist jedenfalls eine tiefbauliche Meisterleistung: durch diesen Sumpf hier (der vermutlich die andere Hälfte des Jahres bockhart gefroren ist) eine derart befestigte Bahnstrecke zu bauen, die ja seit 100 Jahren perfekt funktioniert! (ok, an die Einzelschicksale während dieses Baus darf man natürlich auch nicht denken...)
Fotografieren aus dem Zug wird übrigens leider aufgrund der aussen ziemlich schmutzigen Scheiben mit der Zeit eher sinnlos ;-)
Für Abwechslung sorgen zwischendrin kurze Einkaufstrips an den Bahnhöfen
bzw auch Frauen, die im Waggon durchgehen um Stricksachen und Piroschki zu verkaufen. Fast a bissl wie irgendwo am Strand - nur weit weniger aufdringlich ;-)
Und ich hab bisher großes Glück mit meinen Abteilgenossen, die sich alle mit einer Engelsgeduld (trotz Sprachbarriere) mit mir unterhalten und von sich, ihrer Familie und von Russland erzählen, und immer auch wissen wollen, was wir Europäer von Russland denken. Für mich natürlich perfekt, um jeden Tag ein bisschen mehr zu erfahren und Russisch zu lernen.
Die Idylle endet dann leider jäh, als ca um Mitternacht Ortszeit eine Gruppe von bereit sehr vom Wodka gezeichneten Männern einsteigt, zwei davon leider auch in meinem Abteil... Wenn da nicht der mir bereits bekannte Polizeikommandant im Abteil gewesen wäre, hätte ich mich fast a bissl gefürchtet... und obwohl die Typen schon starken “Seegang“ haben, wird noch mal eine Wodkaflasche ausgepackt, bis die resolute Provodnitsa kommt und dem Ganzen energisch ein Ende bereitet :-)
Als ich aufwache (Ortszeit ca 8 Uhr) wird jedenfalls gleich wieder becherweise (grooooße Becher!!) Wodka gefrühstückt,
zum Glück steig ich dann gleich mal in Taischet aus.
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